Immer mehr junge Menschen sind in Deutschland auf Sozialleistungen angewiesen. Dies ergab eine Studie zur Jugendarbeitslosigkeit des DGB. „Dabei konnte die Arbeitslosigkeit der Jüngeren im SGB III (Arbeitsagentur) innerhalb von zwölf Monaten gut abgebaut werden, (…); zugleich stieg sie im Hartz-IV-System um vier Prozent (…) insbesondere bei jungen Männern“, warnt der Deutsche Gewerkschaftsbund. So befanden sich Ende letzten Jahres 728.000 junge Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahren im Hartz-IV-System. Ein leichter Anstieg zu den Werten des Vorjahres. Zwischenzeitlich sind 60 Prozent aller Arbeitslosen unter 25 Jahren auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen, so die Studie weiter. Seit vier Jahren auf Arbeitslosengeld II angewiesen sind 300.000 junge Menschen. Die höchste Quote mit 20 Prozent führt Berlin an. In den „Top-Five“ befinden sich weiterhin Bremen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern sowie Hamburg. Hier lag die Quote Ende 2015 zwischen zwölf und 17 Prozent. Baden-Württemberg und Bayern weisen mit vier Prozent und drei Prozent den niedrigsten Anteil aus.

Doch nicht jeder, der gezählt wird, gilt als arbeitslos. Jeder zweite junge Mensch besucht noch die Schule, studiert oder ist in der Ausbildung. 15 Prozent befinden sich in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen (Ein-Euro-Jobs u.ä.) oder sind erwerbstätig und stocken somit ihren Lohn auf. Neun Prozent sind in der Erziehungszeit, pflegen Angehörige oder stehen dem Arbeitsmarkt sonst nicht zur Verfügung. Aufgrund der restriktiven Regelung, dass junge Menschen unter 25 Jahren nur unter verschärften Voraussetzungen einen eigenen Haushalt führen dürfen, wohnen noch viele bei ihren Eltern, die oftmals selbst Arbeitslosengeld II beziehen. Werden die noch rund 100.000 Jugendlichen, die in den Arbeitsagenturen gemeldet sind berücksichtigt, so sind über 800.000 junge Menschen von Arbeitslosigkeit betroffen. Hier lässt sich allerdings die Arbeitslosigkeit schneller beenden als aus dem Hartz-IV-Bezug, so die Studie weiter. Im Ergebnis heißt dies, dass die jungen Menschen schwieriger aus dem Arbeitslosengeld-II-Bezug herauskommen, als bei den Arbeitsagenturen. Der DGB beschreibt eine Bildungsarmut und begründet dieses mit dem hohen Anteil eines fehlenden Schulabschlusses. Demnach hat jeder vierte junge Mensch im Jobcenter keinen Schulabschluss. In den Arbeitsagenturen sind es rund acht Prozent. Der Anteil mit einem Hauptschulabschluss ist mit knapp über 40 Prozent gleich verteilt. Dieses ändert sich wieder je höher der Schulabschluss ist. Hat jeder fünfte im Jobcenter einen Realschulabschluss ist es jeder dritte in den Arbeitsagenturen. „Ihre Eingliederungschancen sind drei bis viermal ungünstiger als die der Gleichaltrigen im Versicherungssystem (Anm. Arbeitsagentur) (…)“, so der DGB weiter.

Der DGB kritisiert die geringe Unterstützung junger Menschen. Nur etwa ein Zehntel der Ausgaben der Bundesagentur für Arbeit standen den unter 25jährigen zur Verfügung. „Der Bund kommt seiner finanziellen Verantwortung zur Integration junger hilfebedürftiger Menschen nur völlig unzureichend nach (…), so der DGB weiter. Um aus der Armutsspirale herauszukommen, fordert der DGB einen Ausbau der Berufsorientierung in den Schulen, Verbesserung von Möglichkeiten einen Schulabschluss nachzuholen, flächendeckende Hilfsangebote, Weiterentwicklung der Jugendberufsagenturen, Zuständigkeit der Ausbildungsplatzvermittlung von Arbeitslosengeld-II-Leistungsberechtigten in den Arbeitsagenturen, Entschärfung der Sanktionspraxis in den Jobcentern sowie stärkere und nachhaltige Integrationsbemühungen durch die Vermittler*innen.

Dazu Bürgerschaftsabgeordnete Inge Hannemann: „Dass sich der DGB erneut mit den Folgen der Jugendarbeitslosigkeit beschäftigt hat, ist positiv zu bewerten. Ihre Erkenntnisse sind leider nicht wirklich neu. Umso erschreckender ist es, dass die steigende Armut bei Kindern und jungen Menschen, auch durch die Langzeitarbeitslosigkeit und geringen Chancen auf eine Ausbildung oder existenzsichernde Tätigkeit, sich politisch in einer Dauerschleife befindet. Allerdings ist es bis heute unbegreiflich, dass der DGB die Folgen von Sanktionen, gerade auch bei jungen Menschen, nicht sehen möchte. Eine Entschärfung ist nicht ausreichend. Peitschen führen, wenn überhaupt, nur zeitweilig und unter Druck in Zwangsmaßnahmen oder Zwangsausbildungen. Das geht vollkommen am pädagogischen Bedarf der jungen Menschen vorbei. Hier muss der DGB endlich inne halten und verstehen, dass durch die Sanktionen gerade der prekäre Arbeitsmarkt unterstützt wird. Existenzängste führen auch dazu, dass jede Maßnahme oder prekärer Ausbildungs- oder Arbeitsplatz angenommen wird und werden muss.“